Bernd Kabowski (59): mit geradem Rücken.
Der Wiedereinstieg ins Berufsleben nach einer schweren Krankheit ist nicht immer leicht. Mit wir.Neustarter haben Sie ein starkes Team an Ihrer Seite. Wir schaffen es gemeinsam.
Mit geradem Rücken.
Als das Stechen im Rücken unerträglich wird und er vor Schmerz schreit, nimmt man Bernd Kabowski endlich ernst. Eine medizinische Odyssee liegt hinter ihm. Der Hausarzt spricht von Überlastung, ein Orthopäde diagnostiziert Gicht. Der gelernte Fernmeldetechniker spürt: Da ist mehr. Im Juni 2018 findet man im Krankenhaus die Ursache für seine Qualen: Ein Keim hat zwei seiner Lendenwirbel und das linke Handgelenk nahezu zerfressen.
Die Ärzte verschreiben ihm ein Stützkorsett und starke Antibiotika. Dann stärken sie seine Wirbelsäule mit zwei Titanstangen. Arbeiten, so machen sie ihm klar, wird er nie wieder können. Das weckt den Kampfgeist des Endfünfzigers: „Sowas darf man mir nicht erzählen. Jeden Tag habe ich mir gesagt, Los, Bernd, du schaffst das!“
„Die Gemeinschaft der Teilnehmenden hat mich getragen. Mein Selbstbewusstsein lag am Boden. Ich wusste ja nicht, ob ich je wieder Fuß fassen kann.“
Tagelang verbringt er liegend im Bett, braucht Stunden, um sich aufzuraffen und Essen zuzubereiten. Aber kapitulieren? Kommt nicht in Frage! In seinem beruflichen Leben hat er viele Wege beschritten: als Fernmeldemonteur, Bauleiter und Finanzdienstleister. Irgendwie wird es auch dieses Mal weitergehen. Schritt für Schritt. Vom Rollstuhl steigt er um auf den Rollator, dann lässt er auch diesen weg. „Ich bin wie ein Betrunkener getorkelt, aber ich bin gelaufen. Allein! Da wusste ich: Ich komme zurück!“
Eigeninitiativ stellt er einen Antrag auf Leistungen zur Teilhabe am Arbeitsleben. Im Beruflichen Reha- und Integrationszentrum der INN-tegrativ in Braunschweig nimmt er über seinen Rehaträger, die Deutsche Rentenversicherung, an einer Integrationsmaßnahme teil, lernt neue Online-Skills und absolviert Bewerbungstrainings. „Die Gemeinschaft der Teilnehmenden hat mich getragen. Mein Selbstbewusstsein lag am Boden. Ich wusste ja nicht, ob ich je wieder Fuß fassen kann.“
Er kann. Seit fast einem Jahr arbeitet er in einem Möbelhaus als Küchenplaner. In seinem Team, das deutlich jünger ist als er, ist er ein akzeptierter Kollege und für einigen, auch Vertrauensperson. Er ist geduldiger als früher, seine ruhige Art wird bei Kundinnen und Kunden sowie im Team geschätzt. Was rät er anderen Betroffenen, die nach einer Erkrankung nicht weiterwissen? „Schritt für Schritt körperlich fit werden, dann kommt auch die geistige Fitness zurück. Und wenn genug Kraft da ist: nochmal angreifen!“ Mit diesen Worten verabschiedet er sich von uns und geht zurück an die Arbeit – mit geradem Rücken.